Fast jeder träumt irgendwann im Laufe seines Lebens den Traum vom guten Leben. Häufig wird dieser mit einer Hängematte am Palmenstrand stilisiert, begleitet von einem Sonnenuntergang, dem Meeresrauschen und natürlich einem frisch gemixten Cocktail. In Wahrheit lässt sich aber gar nicht so einfach sagen, was im Einzelfall die Zutaten für ein gutes Leben sind. Glück kann man bekanntlich nicht kaufen und so viel zu besitzen, dass man nicht mehr zur Arbeit gehen muss, ist noch lange keine Garantie für ein gutes Leben. In der Tat wäre es für fast alle von uns äußerst entmutigend, wenn sich Arbeit und ein gutes Leben nicht vereinen ließen.

Wann soll das gute Leben stattfinden?

Ausreichende materielle Versorgung stellt eine entscheidende Basis für das gute Leben dar, und im Normalfall bewerkstelligen wir dies mithilfe von Erwerbsarbeit. Doch Arbeit, die als unfreie Zwangstätigkeit und als In-die-Arbeit-gehen-Müssen erlebt wird, stört unseren Traum vom guten Leben, das dann ja nur noch in der Freizeit gelebt werden könnte. Gleichzeitig ist Arbeit seit jeher mit mühsamen Tätigkeiten assoziiert, eine Schinderei mit Qualen und Strapazen. Den Großteil unserer Urlaubs- und Freizeit müssen wir investieren, um uns davon zu erholen und unsere Arbeitsfähigkeit langfristig aufrechtzuerhalten. Wann soll bitte das gute Leben stattfinden? Und ohne Arbeit einschließlich eines entsprechenden Einkommens befinden wir uns umgehend im Existenzkampf, anstatt in der Verwirklichung des guten Lebens. Eine verzwickte Situation, dennoch lassen sich wichtige Erkenntnisse über Arbeit und das gute Leben gewinnen:

  1. Es scheint für das gute Leben förderlich, wenn Erwerbsarbeit über die bloße Existenzsicherung hinaus entsprechend honoriert wird, um auch Unabhängigkeit zu gewähren und Möglichkeiten zu eröffnen.
  2. Es ist im Rahmen unserer Berufstätigkeit anzustreben, in einem relevanten Ausmaß Arbeiten zu verrichten, mit denen wir uns identifizieren, weil uns dann auch das eine oder andere Unliebsame leichter von der Hand geht, und das wird es immer wieder mal geben.
  3. Anstrengung ist weder per se schadhaft noch hat der Mensch eine angeborene Abneigung dagegen, wie zahlreiche sportliche (Freizeit-)Aktivitäten belegen. Wenn wir wissen, warum wir etwas tun (wollen), halten wir den notwendigen Anstrengungen viel leichter stand.

Letztlich muss das gute Leben jeder für sich selbst wählen

Die Bedingungen, unter denen Erwerbsarbeit stattfindet, unterliegen keinen Naturgesetzten. Sie lassen sich gestalten. Für das individuelle gute Leben wären wohl auch individuelle und demnach flexible Ausgestaltungen wünschenswert. Das gute Leben sollte nicht die Endstation der Reise darstellen, sondern ihren Ausgangspunkt. Doch optimale Arbeitsbedingungen sind nicht das gute Leben selbst, es sind begünstigende Voraussetzungen wie beispielsweise auch Gesundheit oder gelingende zwischenmenschliche Beziehungen. Letztlich muss das gute Leben jeder für sich selbst wählen und Tag für Tag aktiv gestalten. Denn, wer sich wirklich auf das gute Leben versteht, den können weder Armut noch suboptimale Arbeitsbedingungen davon abhalten, es erfolgreich zu leben.

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